Die kleine Stadt in der großen Stadt
Die Spielstadt Mini-München ist ein modellhaftes Abbild der großen Stadt, welche die Themen und Inhalte des Spiels vorgibt: Arbeit und Studium, Politik, Verwaltung, Kultur und Teilnahme am öffentlichen Leben. Die inszenierte Welt der Spielstadt, aus Messewänden und Kulissen, eröffnet den Kindern die Möglichkeit, probeweise im Spiel, aber in ernst genommenen Rollen und Funktionen ein städtisches Gemeinwesen, und im weitesten Sinne soziales Leben, zu erfahren und nachhaltig zu begreifen: Wie funktioniert das Stadtleben, wie die Verwaltung, die lokale Politik, der Kreislauf von Arbeit, Geld und Konsum? Die Wirklichkeit der großen Stadt bleibt damit anschlussfähig an die phantasievoll entwickelte Kinderwelt und umgekehrt. Die Brücken zwischen diesen Wirklichkeiten machen die entscheidende Qualität dieses pädagogischen Ansatzes aus.
Eine entscheidende Brücke zur gesellschaftlichen Wirklichkeit stellen die rund 200 Erwachsenen dar, die die über 60 Arbeitsbereiche begleiten: Handwerker:innen, Künstler:innen, Journalist:innen und vieles mehr – Berufsexpert:innen unterschiedlichster Professionen. Das kulturelle Leben in der Spielstadt ist reich an Ereignissen, die entweder durch die Kinder selbst gestaltet werden oder aus der großen Stadt kommen: Konzerte, Tanz- und Theateraufführungen, Vorlesungen, Wahl-und Gerichtstage, Kinopremieren, Modeschauen, Stadtmarathon, Olympiade, Ausstellungseröffnungen, Markttage, Richtfeste, Lesungen, Besuche von Stadtpolitikern, Schauspielprominenz, Presse und Delegationen aus anderen Spielstädten und anderen Ländern.
Das Spiel
Beim ersten Besuch erhalten die Kinder ihren Stadtausweis mit allen Informationen. Wenige Regeln erlauben den sofortigen Einstie g ins Spiel. In den Ausweis werden Arbeits- und Studienzeiten eingetragen. Am Arbeitsamt suchen sie sich aus mehr als 800 Arbeitsplätzen eine freie Stelle. Das verdiente Spielgeld kann, nach Abzug einer Steuer, entweder gespart oder im Kaufhaus, Gasthaus, Kino, Theater ausgegeben werden. An der Hochschule werden täglich Studienplätze angeboten. Kinder wie Erwachsene sind Professor:innen und vermitteln ihr Wissen. Wer vier Stunden gearbeitet und vier Stunden studiert hat, kann Vollbürger:in werden. Diese können sich als Bürgermeister oder Stadtrat wählen lassen, sie können als Unternehmer selbständig werden, ein Grundstück erwerben und ein Haus bauen.
Das Grundspiel mit seinen Regeln ist seit über 40 Jahren nahezu unverändert – die Binnenverläufe und Regelungen in und zwischen den Einrichtungen verändern sich aber laufend mit den neu teilnehmenden Kindern. In allen Bereichen übernehmen die Kinder die vielfältigen Berufsrollen und zugleich Regie und Management der Alltagsgeschäfte: Sie regeln die Arbeitseinstellung, die Entlohnung, den Ein- und Verkauf, die Gestaltung der Preise und kümmern sich um Kontakte zwischen den verschiedenen Einrichtungen und engagieren sich als Bürgerinnen und Bürger in verschiedenster Art und Weise für ihre Stadt.
Eine wichtige solche Brücke stellen die rund 200 Erwachsenen dar, die die über 60 Arbeitsbereiche begleiten: Handwerker:innen, Künstler:innen, Journalist:innen – Berufsexpert:innen unterschiedlichster Professionen. Das kulturelle Leben in der Spielstadt ist reich an Ereignissen, die entweder durch die Kinder selbst gestaltet werden oder aus der großen Stadt kommen: Konzerte, Tanz- und Theateraufführungen, Vorlesungen, Wahl-und Gerichtstage, Kinopremieren, Modeschauen, Stadtmarathon, Olympiade, Ausstellungseröffnungen, Markttage, Richtfeste, Lesungen, Besuche von Stadtpolitikern, Schauspielprominenz, Presse und Delegationen aus anderen Spielstädten und anderen Ländern.
Pädagogische Leitideen
Jedes Kind lernt, von Anfang an. Kinder sind neugierig und wissbegierig. Sie sind zugleich Wissenschaftler:innen und Handwerker:innen, wenn man sie lässt und dabei fördert. Sie können nicht anders als lernen. Jedes Kind aber ist anders, hat seine eigene Art des Lernens, eigene Zeitfenster und „fruchtbare Augenblicke“ für den Zugang zu Wissen und praktischer Aneignung von Welt. Aus dieser Einsicht wurde die Idee Spielstadt geboren. Die Offenheit des Konzepts der Spielstadt stellt einen pädagogischen Paradigmenwechsel dar: Die Regeln der Spielstadt sind zwar von Pädagog:innen didaktisch entworfen, ihre Einbettung in eine ästhetische Inszenierung ist von Erwachsenen vorgegeben, aber es sind die Kinder selbst, welche die inhaltliche Dynamik des Spielstadtlebens selbstbestimmt steuern und produktiv gestalten. Und die letzte Regel besagt, dass alle Regeln durch demokratische Mehrheitsentscheidung zu ändern sind. Durch diese Freiheit ist das Spiel weniger planbar, aber sie ist notwendig, damit im Rahmen der Spielstadt auch soziale Verantwortung entwickelt wird.
Mini-München ist ein komplexes spiel- und kulturpädagogisches Projekt und ein umfassendes Bildungsangebot für 7-15-Jährige. Mini-München bietet allen Kinder und Jugendlichen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Bildungshintergrund eine Fülle an Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten. Belehrung wird ersetzt durch produktives Tun und aktives Handeln, aus deren Folgen Lernen als selbstbewusster Erfahrungsakt seine Wirkung entfaltet. Diese wiederum wird geschärft durch die permanente Einbindung in die sozialen Situationen, welche das Stadtspiel ergibt und fordert. Mini-München ist ein attraktiver Lernort, an dem Lernen sich in spielerischer Weise, selbstbestimmt und von individuellen Interessen geleitet, vollzieht. In diesem Sinne ist Mini-München eine Schule des Lebens – par excellence.
Daten und Fakten
Mini-München, die kleine Stadt in der großen, dauert drei Wochen und findet alle zwei Jahre während der Sommerferien statt. Die Spielstadt ist von 10-17 Uhr geöffnet. Die Teilnahme ist kostenlos und die Kinder können kommen und gehen, wann sie wollen. 2020 wurde Mini-München aufgrund der Corona-Pandemie an 40 Orten, verteilt aufs Münchner Stadtgebiet durchgeführt und von über 12.000 Kindern besucht. Vor der Pandemie waren es 2018 32.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 7-15 Jahren, dazu tausende von Eltern und interessierte Erwachsene.
Mini-München wird von ca. 180 Erwachsenen betreut: Pädagog:innen, Künstler:innen, Handwerker:innen, Berufsexpert:innen unterschiedlicher Profession. Wochenweise können jugendliche Volunteers als Betreuer:innen mitarbeiten (ab 16 Jahren). An die 40 Partner beteiligen sich an der Spielstadt und bereichern sie mit eigenen Einrichtungen.
Die erste Spielstadt Mini-München fand 1979 im Olympiapark statt. Die Spielstadt ist das größte kommunale Ferienprogramm der Stadt München und wird von bis zu 2500 Kindern täglich besucht. Erwachsene, Eltern, Gäste, Experten sind als Besucher in der Spielstadt willkommen, können sich informieren, dürfen sich aber nicht in das Spielstadtgeschehen einmischen. Weltweit gibt es inzwischen viele Nachfolge-Kinderstädte. Das Projekt wurde mehrfach ausgezeichnet.
Einrichtungen der Spielstadt
In Mini-München gibt es: Einwohnermeldeamt, Arbeitsamt und Bank, einen Handwerkerhof und viele Werkstätten, ein Kaufhaus und einen Markt, das Rathaus und die Stadtverwaltung, eine Zeitung, einen Fernsehsender, das Radio, eine Hochschule und Forschungsstadt, die Kunstakademie und das Theater, ein Gasthaus, ein Klimaschutzzentrum und die städtische Müllabfuhr, Gärtnerei, Planungsbüro und Bauhof, Werbestudio und Druckerei, Bibliothek, Filmwerkstatt, Krankenhaus, Jahrmarkt, Zirkus, Sportbereich, Botschaften, Museum… und vieles mehr.